Thema: Lockern, aber sicher – geht das? | maybrit illner vom 25.02.2021
Inhalt: „Wir können nicht einfach wieder sagen, wir fangen überall an zu öffnen, sondern wir brauchen eine ziemlich gestaffelte Lösung“, sagt Harald Lesch bei „maybrit illner“. Doch während Deutschland auf eine dritte Corona-Welle zusteuert, fangen die ersten Bundesländer bereits vor dem Corona-Gipfel am Mittwoch an zu lockern: Baumärkte und Gartencenter etwa dürfen teilweise wieder öffnen. Sind das lediglich differenzierte Strategien? Oder liegt es doch am Superwahljahr 2021? Für den Wissenschaftsmoderator und Astrophysiker besteht hier eindeutig ein Zusammenhang: „Es wäre besser bei der Covid-Behandlung, wir hätten keine Wahlen in diesem Jahr. Dann wäre die politische Klasse deutlich ruhiger (…). Da würde uns viel erspart bleiben, was wir jetzt hätten.“ Viele Diskussionen rund um die Lockerungen würden dann nicht geführt werden. Für das weitere Vorgehen in der Pandemie wünscht sich Lesch vor allem mehr Pragmatismus – auch mit Blick auf die Teststrategie und den Fortschritt beim Impfen. Hier müsse vor allem schneller agiert werden, denn auch in den kommenden Jahren – ähnlich wie bei der Grippe – seien Corona-Impfungen nötig. „Das, was jetzt gerade passiert, ist katastrophal. Da bin ich schwer erschüttert“, gibt Lesch zu. Mit Sorge blickt er auch auf die britische Mutation, die Deutschland wie eine „Tsunamiwelle“ überrollen – und zum nächsten heftigen Lockdown führen könnte. Für Boris Palmer, Oberbürgermeister von Türingen, hat sich der Einsatz von Schnelltests bewährt, vor allem in Kitas und Schulen. Mit diesem Konzept möchte er nun auch das Leben in seiner Stadt wieder öffnen – „ohne die Pandemie allzu sehr zu befeuern“. Doch ist das der richtige Weg? Im Gespräch mahnt Karl Lauterbach bei „maybrit illner“: „Man darf die Möglichkeiten dieser Tests nicht überschätzen“ und weist auf das bleibende Restrisiko und die noch nicht sichergestellte Qualität vieler neuer Selbsttests hin. Der Astrazeneca-Impfstoff hat ein Image-Problem! Für Karl Lauterbach liegt das vor allem auch daran: „Es war ein großer Fehler, dass wir den Impfstoff von Astra nicht für die über 65-Jährigen zugelassen haben. Die Datenlage hätte das zugelassen.“ Der SPD-Gesundheitsexperte spricht sich damit für die Zulassung des Impfstoffs für über 65-Jährige aus: Bei der Risikoabwägung müsse man davon ausgehen, dass ein 80-jähriger Covid 19-Infizierter gegenüber einem 30-Jährigen das 600-fache Risiko habe zu sterben. Inzwischen zeigten Daten aus England, dass der Impfstoff bei 80-Jährigen „vorzüglich“ wirke. Er senke das Hospitalisierungsrisiko um 80 Prozent. Dass dieser „unfassbar gute Impfstoff“ nicht verwendet werde, wie er verwendet werden sollte, sei ein Fehler. Den Vorschlag des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), Astrazeneca an Hausarztpraxen zu geben, wies Lauterbach zurück. „Das halte ich für falsch“, betonte er. Der Epidemiologe schlägt stattdessen vor, die ersten drei Risikogruppen untereinander zu öffnen und dort jedem unter 65 die Impfung mit AstraZeneca anzubieten. Dann bliebe der Impfstoff nicht liegen und die vom Ethikrat empfohlene Priorisierung der Hochrisikogruppen erhalten. Junge Fußballer oder Partygänger sollten ihn zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekommen. Den gesamten Talk findet ihr hier: https://kurz.zdf.de/H3g/ Weitere Gäste in der Sendung: Susanne Schreiber, stellvertretende Vorsitzende Deutscher Ethikrat Isabelle Oberbeck, Amtsärztin und Leiterin Gesundheitsamt Weimar #zdf #illner #lockerungen
Herausgegeben von: ZDFheute Nachrichten
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