Thema: Streit ums Testen und Impfen – wieder nicht gemeinsam gegen Corona?| maybrit illner vom 27.01.2022
Inhalt: Ab 15. März gilt die einrichtungsbezogene Impfpflicht – doch in einigen Landkreisen macht sich Unmut breit. Personalmangel wird befürchtet, die Umsetzbarkeit angezweifelt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sieht bei „maybrit illner“ im Novavax-Impfstoff eine echte Chance, vor allem für die nicht-pflegerischen Bereiche. Doch löst der „Totimpfstoff“ das Impf-Problem? Vor einem Überschwappen der Omikron-Welle in die Altersgruppe der Über-60-Jährigen warnt der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl. Derzeit tobe sich das Virus bei den Fünf- bis 29-Jährigen aus und sei noch nicht in den älteren Bevölkerungsgruppen angekommen. Bei den Über-60-Jährigen lägen die Inzidenzen bei 200 oder knapp 300. „Wenn wir wirklich mal eine Inzidenz von 1.000 bei den Über-60-Jährigen haben, dann haben wir auch wieder ein Problem im Gesundheitssystem“, so der Wissenschaftler. „Wir können es jetzt nicht einfach mal so laufen lassen.“ Auch Lauterbach ist besorgt, dass die Inzidenzen in den älteren Bevölkerungsgruppen wieder steigen könnten. Er müsse „schauen, dass mir die Welle nicht in die hohen Altersgruppen schlägt, was bisher ja nicht passiert ist“, sagt der SPD-Minister. „Wenn wir bei den Älteren Inzidenzen über 1.000 bekommen, dann bekommen wir ein Riesenproblem – auch mit Omikron – auf der Intensivstation.“ Wer sich nach drei Monaten infiziert, infiziert dann auch „die 80jährige Großmutter oder Mutter und die verstirbt dann“. Doch wie geht es derweil bei der Teststrategie weiter? Erst gab es lange Schlangen und Wartezeiten auf die Ergebnisse, jetzt Mangel und Priorisierung: PCR-Tests soll es nur noch für vulnerable Gruppen und kritische Infrastruktur geben. Wie geht’s dann aber für den Rest weiter, wo doch die Corona-WarnApp laufend rot warnt oder die Kinder aus der Kita in Quarantäne müssen? Sind zwei Antigentests wirklich so gut zum Freitesten wie ein PCR-Tests? Immunologe Carsten Watzl sagt: „Das Risiko kann man eingehen.“ Weitere Unsicherheit schafft der Genesenenstatus: Karl Lauterbach hat Kritik zurückgewiesen, mit der kurzfristigen Kürzung des Genesenenstatus auf drei Monate hätten die Ministerpräsidenten der Länder quasi überrumpelt werden sollen. „Ich überrumple niemanden“, sagt Lauterbach. Der „Kommunikationsfehlleistung“ vorausgegangen seien intensive Beratungen zwischen ihm und dem Robert Koch-Institut (RKI) zu den neuen Quarantäne- und Isolationsregelungen. Parallel habe „auf Arbeitsebene“ eine Diskussion darüber stattgefunden, wie lange Menschen allgemein als genesen gälten. Er sei davon ausgegangen, dass über den Genesenenstatus später entschieden werde. „Und das ist aber dann offenbar auch an diesem Abend entschieden worden“, sagt der Minister. Zu dem Zeitpunkt, als er mit Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) telefoniert habe, habe er von der Entscheidung und deren Veröffentlichung auf der RKI-Website nichts gewusst. Die Entscheidung selbst, den Status von sechs auf drei Monate zu verkürzen, halte er für richtig. Er werde auch erneut versuchen, dies in der Europäischen Union durchzusetzen. Für falsch hält den deutschen „Sonderweg“ dagegen der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei (CDU). Das deutsche Außenministerium habe „in Europa die Hand gehoben für sechs Monate“, der Gesundheitsminister begründe drei Monate. „Da muss man natürlich schon erwarten können, dass die Bundesregierung einheitlich agiert“, kritisiert Frei. Und während die einrichtungsbezogene Impfplicht bereits beschlossene Sache ist, wurde in dieser Woche im Bundestag zum ersten Mal über eine allgemeine diskutiert. Linda Teuteberg ist dagegen. Der Union wirft sie vor, sich "einen schlanken Fuß" machen zu wollen. Man können nicht die allgemeine Impfpflicht fordern, weil es zu schwer sei, die einrichtungsbezogene Pflicht durchzusetzen. Stattdessen fordert die FDP-Politikerin Nachvollziehbarkeit, Konsequenz und Verfassungslogik. Die Gäste der Sendung: Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister Linda Teuteberg (FDP), MdB, unterstützt Gruppenatrag gegen eine allgemeine Impfpflicht Thorsten Frei (CDU), Erster Parlamentarischer Geschäftsführer CDU/CSU-Bundestagsfraktion Carsten Watzl, Professor für Immunologie Frauke Rostalski, Mitglied Ethikrat, Strafrechtsprofessorin Universität Köln ----- Hier auf ZDFheute Nachrichten erfahrt ihr, was auf der Welt passiert und was uns alle etwas angeht: Wir sorgen für Durchblick in der Nachrichtenwelt, erklären die Hintergründe und gehen auf gesellschaftliche Debatten ein. Diskutiert in Livestreams mit uns und bildet euch eure eigene Meinung mit den Fakten, die wir euch präsentieren. Abonniert unseren Kanal, um nichts mehr zu verpassen. Immer auf dem aktuellen Stand seid ihr auf https://www.heute.de/. #MaybritIllner #Corona #Impfen
Herausgegeben von: ZDFheute Nachrichten
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